Überblick
Die Sternfreunde der Walter-Baade-Sternwarte
Wenn man die enge Treppe hinaufsteigt, riecht es nach Metall und Staub. Oben öffnet sich eine schwere Tür, und plötzlich steht man unter einer Kuppel, die sich langsam drehen und öffnen lässt. Draußen zieht der Himmel, drinnen wartet ein Teleskop, das schon Generationen von Schülerinnen und Schülern sowie Hobbyastronominnen und Hobbyastronomen in den Nachthimmel blicken ließ.
Die Walter-Baade-Sternwarte in Bad Salzuflen ist eine Zeugin aus einer Zeit, in der die Welt noch fasziniert auf den Mond schaute. 1975, also genau vor 50 Jahren, wurde sie auf dem Dach des gerade erst fertiggestellten Schulzentrums Lohfeld errichtet – sechs Jahre nach der ersten und drei Jahre nach der letzten Mondlandung. In den 1970er-Jahren war Raumfahrt mehr als ein wissenschaftliches Thema. In vielen Städten und Schulen entstanden kleine Sternwarten, um ein Stück dieser Raumfahrtfaszination festzuhalten.
Wenn man die enge Treppe hinaufsteigt, riecht es nach Metall und Staub. Oben öffnet sich eine schwere Tür, und plötzlich steht man unter einer Kuppel, die sich langsam drehen und öffnen lässt. Draußen zieht der Himmel, drinnen wartet ein Teleskop, das schon Generationen von Schülerinnen und Schülern sowie Hobbyastronominnen und Hobbyastronomen in den Nachthimmel blicken ließ.
Die Walter-Baade-Sternwarte in Bad Salzuflen ist eine Zeugin aus einer Zeit, in der die Welt noch fasziniert auf den Mond schaute. 1975, also genau vor 50 Jahren, wurde sie auf dem Dach des gerade erst fertiggestellten Schulzentrums Lohfeld errichtet – sechs Jahre nach der ersten und drei Jahre nach der letzten Mondlandung. In den 1970er-Jahren war Raumfahrt mehr als ein wissenschaftliches Thema. In vielen Städten und Schulen entstanden kleine Sternwarten, um ein Stück dieser Raumfahrtfaszination festzuhalten.
Video-Einblick in die Sternwarte
Ein Dach voller Geschichte
Manfred Hörsch prüft Teleskop in der Sternwarte Bad Salzuflen
Die Anlage in Schötmar wurde von Anfang an mit dem Schulbau geplant. Drei Lehrer setzten sich damals bei der Stadt für das Projekt ein. Die Kuppel kam aus den USA, das Hauptteleskop hat eine Brennweite von drei Metern, die Linse stammt aus Belgien. „Ein baugleiches Gerät steht am Gymnasium in Brackwede“, so Hoersch.
Ursprünglich hieß die Einrichtung im Lohfeld schlicht Schulsternwarte. Später wurde sie umbenannt: zu Ehren des Astronomen Walter Baade, der in Herford zur Schule ging und als einer der bedeutendsten Himmelsforscher des 20. Jahrhunderts weltweit gefragt und unterwegs war. In Bad Salzuflen wollte sich Baade schließlich zur Ruhe setzen. Die Vorbereitungen dazu hatten er und seine Frau bereits getroffen und auch das Haus war schon gekauft. Doch verstarb er im Jahr 1960 mit nur 67 Jahren. Auf dem Obernbergfriedhof wird seine Grabstätte bis heute als Ehrengrab gepflegt – sie wäre längst aufgegeben worden, hätten sich nicht deutsche und amerikanische Astronomen für ihren Erhalt eingesetzt. Auch Bürgerinnen und Bürger Bad Salzuflens sammelten Spenden und stifteten eine Gedenktafel.
Manfred Hörsch steht vor einer Tafel
Vom Unterricht zur Leidenschaft
Teleskop-Okular hängt über einem Bedienfeld
Als Manfred Hoersch 1983 an die Schule kam, war die Kuppel zwar schon da, aber weitestgehend ungenutzt. „Ich hab’ mir den Schlüssel besorgt und habe einfach meine Leidenschaft für Astronomie ausgelebt“, sagt er. „Ich hatte keine Ahnung, aber das war egal. Ich habe mich kontinuierlich weiter schlau gemacht und mein Wissen an die Schülerinnen und Schüler weitergegeben.“
Aus der Schul-AG wurde bald mehr. 1997 gründeten einige Ehemalige und Interessierte den Verein Sternfreunde Bad Salzuflen. Heute zählt er rund ein Dutzend Mitglieder. Einer von ihnen, ein ehemaliger Schüler, ist inzwischen Physiker in Heidelberg – und zahlt noch immer den Mitgliedsbeitrag.
Seit seiner Pensionierung vor acht Jahren leitet Manfred Hoersch den Verein. Er organisiert und gestaltet Vorträge, kümmert sich um die Technik und öffnet regelmäßig die Kuppel für Besucherinnen und Besucher. „Ich hab’ bestimmt schon über dreißig Vorträge gehalten“, sagt er. „Es ist nicht leicht, immer neue Themen zu finden. Aber ich will nicht, dass jemand denkt: Das haben wir alles schon gehört.“
Erster Mittwoch, 19 Uhr
Einmal im Monat wird der alte Unterrichtsraum unter der Sternwarte zum Treffpunkt für alle, die mehr über das All wissen wollen. Auf einem großen Bildschirm laufen Animationen, die der Vorsitzende selbst programmiert hat. Nach dem Vortrag, wenn das Wetter mitspielt, geht es hinauf in die Kuppel. Mal kommen dreißig Leute, mal fünf. Und jedes Mal wird ein bisschen mehr vom Himmel entdeckt.
„Wenn man auf den Mond schaut, hat man das Gefühl, man ist im Landeanflug“, erzählt Hoersch. So nah ist der Erdtrabant plötzlich dem Lohfeld-Dach.
Das Hauptteleskop, ein ehrwürdiges Instrument mit vier Okularen, ermöglicht eine bis zu 200-fache Vergrößerung. Eine motorische Nachführung gleicht sogar die Erddrehung aus, damit man den Stern nicht aus dem Blick verliert. Vieles an der Sternwarte ist noch original. Der Lack ist stumpf, die Steuerung altmodisch – aber das Gerät funktioniert, genau das macht seinen Reiz aus.
Teleskop unter der Kuppel
Licht auf der Leinwand
Nicht nur nachts ist hier oben etwas zu sehen. Tagsüber kann das Sonnenlicht durch das Teleskop auf eine Leinwand projiziert werden. Dann erscheinen sogar dunkle Stellen auf dem Bild – Sonnenflecken, Spuren eines brodelnden Magnetfelds. „Das finden auch Kinder faszinierend“, sagt der pensionierte Lehrer. „Man kann sehen, dass die Sonne lebt.“
Gelegentlich kommen Kindergärten, Schulklassen oder Gruppen zu Besuch. Es gab Ferienaktionen, auch Kindergeburtstage. Wer dem Himmel nah kommen möchte, ist bei Manfred Hoersch und den Sternfreunden herzlich willkommen.
Der Himmel von früher
Die Sternwarte ist in die Jahre gekommen, aber das Interesse an der Astronomie hat nie nachgelassen. „Die Schulen wollen die Sternwarte wieder stärker in den Schulalltag integrieren. Dazu wurden neue Geräte angeschafft, weil man der alten Technik nicht mehr so vertraut. Manche behaupten sogar, das alte Ding reißt keinen mehr vom Hocker“, sagt der Vorsitzende. „Aber das sehe ich anders.“
Was 1975 als Symbol für Fortschritt entstand, wirkt heute fast poetisch: eine kleine Kuppel über der Stadt, gebaut aus dem Geist der Mondjahre, bewahrt von Menschen, die das Staunen nicht verlernt haben.
Sie möchten die Sternwarte besuchen?
Die Sternfreunde Bad Salzuflen öffnen die Walter-Baade-Sternwarte im Schulzentrum Lohfeld regelmäßig für alle, die einmal selbst in den Himmel schauen möchten.
Treffpunkt: Jeden 1. Mittwoch im Monat um 19 Uhr (Sommerzeit um 20:00 Uhr).
Bei den Treffen gibt es Vorträge zu astronomischen Themen – und, wenn das Wetter mitspielt, Beobachtungen unter der geöffneten Kuppel. Erwachsene und Kinder sind herzlich willkommen.
Gruppen können auch nach vorheriger Anmeldung eigene Termine vereinbaren. Ob Schulklasse, Verein oder Kindergeburtstag: ein Besuch auf der Sternwarte ist immer ein besonderes Erlebnis.
Kontakt:
Sternfreunde Bad Salzuflen e. V.
Manfred Hoersch (Vorsitzender)
E-Mail: manhoe(at)gmx.net
Schulzentrum Lohfeld, Wasserfuhr 25 e
32108 Bad Salzuflen